Interview: Zeit für was Neues

Die Badrenovierung wirft viele Fragen auf. Wir haben die wichtigsten geklärt.

Redaktion: Leah van der Linden
Titelfoto: hansgrohe

Wie plane ich ein Badezimmer, dass ich im Alter bequem nutzen kann? Warum verschwendet eine offene Dusche viel Energie? Wo passieren die meisten Fehler bei der Badrenovierung? Sanitärmeister Christoph Gehring verrät es.

Wann wird es Zeit für eine Badrenovierung?
Niedriger Wasserdruck, häufige Leckagen und verfärbtes Wasser mit komischem Geschmack sind Anzeichen, dass es Zeit für einen Austausch der Leitungen ist. Die haben eine Lebensdauer zwischen 30 und 50 Jahren. Meist sind die Gründe für eine Badrenovierung aber andere. Das Fugenmaterial hat Risse oder ist undicht, die Fliesen, die vor 40 Jahren modern waren, gefallen nicht mehr oder die Kinder sind aus dem Haus und die Eltern wünschen sich was Neues. Deswegen würde ich nach 25 bis 30 Jahren schon was machen. Viele denken auch fürs Alter vor.

Hier kommt die Barrierefreiheit ins Spiel.
Jetzt tut das Knie oder der Rücken noch nicht weh, aber wie sieht es in zehn oder 20 Jahren aus? Es gibt Toiletten, Spülkasten und Waschtische, die sich mit wenig Aufwand in der Höhe verstellen lassen. So können Sie auch als 70-jähriger noch bequem zur Toilette gehen oder sich waschen. Ein Dusch-WC ist auch ein Riesenthema. In asiatischen Ländern, gerade speziell in Japan, findet man so was fast in jedem Haus.

Das Bidet ist also überbewertet?
Das braucht kein Mensch mehr. Das Geld würde ich stattdessen lieber in ein Dusch-WC investieren. Das ist Toilette und Bidet in einem und spart Platz. Es gibt Dusch-WCs, die rein Kaltwasser geführt sind und ohne elektrischen Anschluss funktionieren. Die lassen sich leicht nachrüsten. Der Kostenpunkt für die einfache Variante liegt bei ungefähr 1.000 Euro. Gerade im Hinblick auf das Alter lohnt sich die Investition. Sie müssen sich auf der Toilette nicht verbiegen, der Wasserstrahl des Dusch-WCs kommt überall hin.

„Meine Meinung zu einer offenen Dusche? Sieht luxuriös aus, ist im Endeffekt aber eine Energieschleuder hoch zehn.“

STAURAUM
Zahnbürste, Seife und Kamm – schon ist der Platz ums Waschbecken belegt. Umso praktischer, wenn Sie Föhn, Lockenstab und Rasierapparat ordentlich im Waschbecken-unterschrank verstauen können. Pelipal

LICHT
Mit den ‚Liprotec-easy‘ Lichtprofilen können Sie dank der Schutzklasse IP 67 auch im Duschbereich gemütliche Lichtakzente setzen die Sie ganz einfach mit Ihrem Smartphone oder Tablet steuern können. epr/Schlüter-Systems

NISCHEN
Durch Akzentbeleuchtung im Badezimmer können Sie Regale oder Wandnischen stimmungsvoll in Szene setzten. Außerdem finden Sie immer ein Plätzchen für Ihre Duschgel- und Shampoo-Flaschen.  Prediger Lichtberater

Kann ich aus Büro im Erdgeschoss einfach ein Badezimmer machen?
Oft scheitert das Projekt an den fehlenden Leitungen. Das Problem sind vor allem die Abflussrohre, die mit etwa zehn Zentimeter relativ groß sind. Die in einem Raum nachträglich einzubringen – oder auch schon an eine andere Wand zu verlegen –, kann schwierig werden. Wer im Alter das Erdgeschoss zur Wohnung umwandeln möchte, sollte die entsprechenden Rohre schon vorher einplanen.

Viele wollen ein Luxusbad und gleichzeitig Energie sparen.
Das passt halt nicht so ganz zusammen. Klar kann man überall Spar-Spülkästen und Spar-Duschköpfe einbauen. Gleichzeitig wollen viele eine Kopfbrause mit Riesen-Durchmesser. Wenn ich die drossle, dann kommen in der Mitte nur drei Tropfen raus. Ein anderes Thema ist eine offene Dusche. Sieht luxuriös aus, ist im Endeffekt aber eine Energieschleuder hoch zehn. Beim Duschen kommt es Ihnen kälter vor, weil sich die Wärme im ganzen Raum verteilt. Automatisch drehen Sie dann das Wasser heißer. Zusätzlich stellen Sie die Temperatur im Badezimmer nach oben damit Sie während und nach dem Duschen nicht frieren. Wer Energie sparen will, wählt eine geschlossene Duschkabine.

Und was ist, wenn man auf die offene Regenwalddusche nicht verzichten möchte?
Der Mehrverbrauch an Energie kann über andere Wege wieder ausgeglichen werden. Es gibt Duschrinnen mit Wärmerückgewinnung. Das Prinzip ist einfach: In der Dusche läuft mindestens 37 Grad warmes Abwasser die Leitungen runter und wird dabei an einem in der Duschrinne integrierten Wärmetauscher vorbeigeleitet. Mit 12 Grad kommt das frische Wasser am Wärmetauscher vorbei und erwärmt sich. Dadurch lassen sich zwischen dreißig und sechzig Prozent der Wärmeenergie zurückgewinnen.  

Wie kann man weiter Energie sparen?
Bei normalen Armaturen steht der Hebel oft mittig. Sobald man ihn betätigt, springt der Durchlauferhitzer an. Meist wollen wir uns aber nur kurz die Hände waschen. Bevor das heiße Wasser aus der Leitung kommt, ist der Hahn schon wieder zu. Zudem brauchen wir zum Zähneputzen, Trinken oder Pflanzengießen selten warmes Wasser. Bei energiesparenden Armaturen läuft kaltes Wasser, wenn der Griff in der Mitte steht. Wärmeenergie für warmes Wasser wird nur erzeugt, wenn der Mischhebel aktiv nach links bewegt wird. Manche Hersteller werben mit einem Einsparpotenzial von 500 kWh im Jahr.  

Einsparpotenzial
Ein Wärmetauscher in der Duschrinne erwärmt das nachlaufende Kaltwasser auf bis zu 30 Grad Celsius. Ein Vier-Personen-Haushalt kann auf diese Weise rund 1.000 Kilowattstunden pro Jahr einsparen. Joulia SA

Zwei in Einem
Bei der „Livorno mono easy“ müssen Sie zum Duschen nicht über den Wannenrand steigen, sondern können bequem über den Türausschnitt eintreten. Wollen Sie baden, können Sie die Tür manuell einhängen. Repabad

Was würden Sie jedem raten, der renoviert?
Denken Sie an die Belüftung. Speziell in Bädern entsteht viel Feuchtigkeit durch das Duschen, Baden oder trocknende Handtücher. Wenn Sie dann nicht richtig lüftet, kann Schimmel entstehen. Mit einer feuchteregulierenden Abluftanlage lässt sich sowas vermeiden. Sie müssen dann auch nach dem Baden nicht immer die Fenster aufreißen.

Kann man bei der Badrenovierung selbst drauflos hämmern?
Ein Bad komplett in Eigenleistung zu renovieren wird schwierig, ist aber nicht komplett unmöglich, wenn man handwerklich begabt ist. Fliesen oder eine Duschkabine entfernen schafft jeder. Die Problematik: Irgendwann müssen Sie ins Leitungsnetz eingreifen. Viele Leute wissen nicht, wie intakt die Leitungen sind, schrauben fröhlich drauf los und bemerken nicht, dass sie abreißen. Den Rohrbruch entdecken sie erst später und dann folgt der Anruf bei mir und es heißt „Wir wollten was Neues einbauen und jetzt läuft permanent Wasser aus.“ Das ist der Klassiker. Deswegen würde ich Laien raten, die Finger von wasserführenden Leitungen zu lassen. Das betrifft natürlich ebenso die Elektroleitungen, das muss von einem zertifizierten Elektriker gemacht werden.

Wo passieren noch Fehler?
Beim Rückbau. Zum Beispiel wenn man Toilette, Waschbecken und Badewanne entfernt oder Wand- und Bodenbeläge demontiert. Bevor Sie damit beginnt, müssen die ganzen Anschlüsse von einem Fachmann verschlossen werden, dann erst können Sie mit dem eigentlichen Rückbau beginnen.

Fällt der Jahresurlaub flach, weil die Badrenovierung Zeit und Budget verschlingt?
In Eigenregie kann die Renovierung zwischen zwei und vier Wochen dauern. Hat man verlässliche und fleißige Handwerker, geht das innerhalb von 5 bis 8 Werktagen über die Bühne. Generell sollte Sie sich vorab Gedanken machen, wo Sie zur Toilette gehen, Zähne putzen oder duschen können. Außerdem sollten Sie darüber nachdenken, wie Sie die Badrenovierung finanzieren. Je nachdem, was im Bad eingebaut wird, kostet der Quadratmeter zwischen 1.500 und 3.000 Euro. Ein durchschnittliches Bad hat etwa zehn Quadratmeter, kostet also im Schnitt zwischen 15.000 und 30.000 Euro. Das ist zwar eine stolze Summe, lohnt sich aber vor allem wenn Sie damit etwas Energie einsparen und das Badezimmer auch mit 70 Jahren noch sorgenfrei nutzen können.  (lvl)

„Überall schlummert ungenutztes Potential – man muss nur wissen, wie man es zum Leben erweckt.“

– Leah van der Linden