Aus dem Dornröschenschlaf geholt

Gemeinsam verwandelte das Architektenpaar einen unscheinbaren Altbau in ein minimalistisch-modernes Zuhause.

Fotos: Warema
Redaktion: Rebecca Frick

Das eingeschossige Wohnhaus stammt aus dem Jahr 1976 und formt einen Winkel, der die Südterrasse vor dem Wohnbereich umschließt. Das Haus ist voll unterkellert, der Dachboden wurde vor der Sanierung lediglich als Abstellraum genutzt. Der gesamte Bestand entsprach mit seinem kleinteiligen Grundriss und auch in bautechnischer Hinsicht bei weitem nicht mehr den heutigen Ansprüchen und Anforderungen an ein modernes Wohnhaus für eine Familie.

„Wir haben von Anfang an viel Potenzial gesehen – Haus und Grundstück boten viel Raum für die Umsetzung unserer Ideen und letztendlich auch viel mehr Wohn- und Gartenfläche sowie ein Untergeschoss. Der Grundriss war super schön und hat schon im Bestand gut zu unseren Vorstellungen gepasst. Zum Glück war das Haus gut gepflegt und gut in Schuss, auch der Keller war komplett trocken!“, so Bauherrin Rosemarie Thiedmann.

Ihre Vision vor Augen ließ das Architektenpaar den Bau zunächst vollständig entkernen. „Zum einen haben wir außer den tragenden alle Wände herausgerissen. Außerdem wurden die Außenwände bis in den Keller hinunter gedämmt. Wir haben bei allen Maßnahmen auf sehr hochwertige Produkte geachtet. Deren Langlebigkeit gibt uns eine entspannte Sicherheit und ist auch ein wichtiger Punkt in Sachen Nachhaltigkeit. Eine besondere Herausforderung war das Dach. Der Einbau der neuen Dachgauben erforderte neue Lastabtragungen in Form neuer Stiele bis in die Gründung des Untergeschosses, wofür ein guter Statiker am Planungsprozess unabdingbar ist“, erzählt Rosemarie Thiedmann.

Durch das Entfernen von Zwischenwänden entstand ein großer Essbereich. Raff-storen schützen vor Sonne und Hitze.

Im Detail durchdacht

„Unser Stil ist sehr minimalistisch und auf das Wesentliche reduziert. Gerade Linien dominieren und auch die Farben sind eher zurückhaltend. Das Haus spiegelte die Art zu wohnen aus den 70er-Jahren wieder mit einer gewissen Enge und Kleinteiligkeit. Sämtliche Kinder- und Schlafräume waren im Erdgeschoss untergebracht. Der große Dachraum wurde dagegen ausschließlich zum Wäschetrocknen genutzt. Das haben wir geändert und das Erdgeschoss von sieben kleinen zu einem großen Raum umgebaut“, schwärmt die Bauherrin. So entstand ein großzügiger, offener Wohnraum mit Essbereich und Küche. In die Decke über dem Erdgeschoss wurden zwei neue Öffnungen geschnitten, die als offene Galerie Sicht- und Hörkontakt zu den Kinderzimmern im Obergeschoss erlauben.

Die Lamellen zaubern „ein superschönes Spiel
mit Licht und Schatten“ in die Innenräume.

Steilvorlage

Da sich die ursprünglich geplante, durchgesteckte Dachgaube über die komplette Hausseite baurechtlich nicht umsetzen ließ, suchte das Architektenpaar nach anderen Möglichkeiten, um den Dachraum besser nutzen zu können. Schließlich ließen sie das Dach komplett abtragen und durch ein neues Steildach mit höherer Dachneigung ersetzen. Eine hohe Dachgaube zur Straßenseite markiert nun den Eingangsbereich und das Treppenhaus. Im nördlichen Schenkel realisierten die Bauherren einzelne Dachgauben, deren anthrazitfarbige Zinkverkleidung harmonisch mit den schwarzen Betondachsteinen zusammenspielt. Auch die schwarzen Photovoltaik-Paneele auf den Dachflächen treten so optisch in den Hintergrund. Sie versorgen die Wärmepumpe und das Haus mit Strom. Im neuen Obergeschoss befinden sich die Schlafräume der Familie, Kinderzimmer, ein Ankleideraum sowie drei Badezimmer. Das Elternschlafzimmer im Dachgiebel öffnet sich nach Süden auf eine Loggia, die über der Terrasse zu schweben scheint. Im Kellergeschoss sind die Technikräume untergebracht, Gästezimmer sowie ein Wellnessbereich mit Sauna. Insgesamt verfügt das neue Haus nun über rund 320 Quadratmeter Wohnfläche.

Für Schatten sorgt die ­kubische Kassetten-Markise „Terrea K70“ von Warema.

Highlights

Um mehr Tageslicht in die Wohnräume zu bringen, ließen die Architekten statt der alten kleinen Fenster große, bodentiefe Öffnungen in die Wände schneiden. Sie wurden mit anthrazitfarbigen Aluminiumfenstern geschlossen, die tief in die Dämmebene eingelassen sind, sodass die Rahmenprofile von außen kaum wahrgenommen werden. Das Ergebnis sind lichtdurchflutete Innenräume, auch im Erdgeschoss. Außenliegende Raffstoren von schützen das Gebäude gegen Überhitzung und zu viel Sonnenlicht – das hatte sowohl bauphysikalische Gründe als auch gestalterische Vorteile: Durch den Einbau in der Dämmebene sind die Raffstoren – auch als Außenjalousien bekannt – in hochgefahrenem Zustand unsichtbar und unterstreichen so das Gesamtbild des Hauses. Heruntergefahren und mit Hilfe der flexibel steuerbaren Lamellenstellung bieten die Raffstoren im Innenraum „ein superschönes Spiel mit Licht und Schatten“, wie die Hausherrin ergänzt. „Das gilt besonders, wenn man wie wir große Fensterflächen hat. Raffstoren bieten einfach so viel Mehrwert, sie schützen vor der Sonne und vor Hitze, aber man hat trotzdem immer Tageslicht im Raum, kann hinausschauen und genießt Privatsphäre, wann immer man sie wünscht“. Die einjährige Modernisierungsphase schlossen die Architekten, die gern Zeit im Freien verbringen, mit ihrem absoluten Highlight des Traumhauses ab: der Südterrasse mit Pool.

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