Fotos: Velux
Als ihre Töchter größer wurden, wuchs der Wunsch des Bauherren-Paares, die 80 Quadratmeter große zentral gelegene Altbauwohnung endlich gegen ein Haus mit mehr Platz und mit Garten zu tauschen. Doch nahe der geliebten Lübecker Altstadt ein Haus oder Grundstück zu finden, ist nicht einfach. Umso froher waren sie, als sie auf ein zum Verkauf stehendes Einfamilienhaus aus den 1950er Jahren im begehrten Stadtteil Sankt Gertrud aufmerksam wurden.
Mitten im Grünen
Die Lage war einfach perfekt: im Grünen, nahe des Flusses Wakenitz und die Altstadt in zehn Minuten zu Fuß erreichbar. Das Haus war zwar mit knapp 140 Quadratmeter Wohnfläche mit Abstand das kleinste Haus in einer Gegend, die geprägt von großen Wohlstandswohnbauten vergangener Jahrzehnte ist, und merklich in die Jahre gekommen. Die Familie erkannte aber das Potenzial, dass in dem Siedlerhäuschen steckte. Es bestand großer Renovierungsbedarf, es war zu dunkel und etwas mehr Platz wünschten sie sich auch. Aber die beiden hatten sich schnell in das 1000 Quadratmeter große Grundstück verliebt, dass ihren Kindern endlich den ersehnten Garten zum Spielen bieten konnte. So berieten sie sich mit den Architekten von Mißfeldt Kraß, wie sie das Haus mit einer Sanierung in ein Zuhause verwandeln könnten, dass ihren Vorstellungen entspräche. Es galt ein eigenes Zimmer für beide Kinder, eine offene Küche mit Essplatz, Wohn- und Elternschlafzimmer sowie Familienbad, ein Gästezimmer und -bad in dem alten Haus unterzubringen. Zudem wünschten sich die Bauherren einen Raum, in dem sie auch einmal dem Familientrubel entfliehen und sich zurückziehen könnte. Der Raum dafür war schnell gefunden – der bisher ungedämmte und nur als Speicher genutzte Spitzboden sollte dieser Rückzugsort werden. Mit fünf Dachfenstern verwandelte sich die vorher düstere Abstellfläche in einen hellen Wohlfühlort mit traumhaftem Ausblick in die grüne Umgebung. Damit es im Sommer nicht zu heiß wird, rüsteten sie die auf der Süd/West-Seite gelegenen Dachfenster mit Hitzeschutz-Markisen aus.
Als wir das Haus das erste Mal besichtigten, wurde schnell deutlich, dass es nicht sofort bewohnbar sein würde“, beschreibt die Bauherrin ihren ersten Eindruck.


Zu Tisch im neuen Anbau
All die anderen gewünschten Räume in dem alten Haus unterzubringen, war kaum möglich. Deswegen entschieden sie sich dafür, dem Bestandsgebäude einen hölzernen, eingeschossigen Anbau, eingebunden in eine ebenfalls neue Holzterrasse, hinzuzufügen. Um den Charakter des Hauses zu bewahren, sollten neue Kubaturen dabei nur sparsam und im rückwärtigen Bereich eingesetzt werden. Zudem erweiterten sie eine Gaube im Dachgeschoss etwas, so dass genug Platz für die Anforderungen der Zielers entstand. Im Erdgeschoss sind nun eine offene Küche neben dem im Anbau platzierten Essplatz, ein großes Wohnzimmer sowie ein Gästezimmer und -bad untergebracht.

Zusätzliche Fenster in Küche und Diele sowie eine neue Terrassentür im Wohnzimmer sorgen nun für viel Tageslicht. Im Dachgeschoss wurde der Grundriss leicht geändert und die Dachflächen für mehr Tageslicht durch Dachfenster zu öffnen. So wurde etwa eine Wand versetzt, um Platz für ein zusätzliches großes Familienbad zu schaffen. Das ursprüngliche kleine Bad mit WC und Waschbecken wurde modernisiert und das alte Dachfenster gegen eine größeres solarbetriebenes Schwingfenster getauscht. Gerade morgens, wenn sich alle mehr oder weniger gleichzeitig für den Tag fertigmachen müssen, ist die Trennung zwischen Bad und WC besonders praktisch und eine ideale Ausweichmöglichkeit. Das Elternschlafzimmer hält ein kleines Highlight bereit: direkt an den Raum grenzt eine auf dem Anbau eingerichtete Dachterrasse. Auch die beiden Kinderzimmer sind im Dachgeschoss untergebracht. Das Zimmer der Tochter erhält ausreichend Tageslicht durch die Gaube und die Tür des französischen Balkons auf der Giebelseite. Auch im zweiten Kinderzimmer gibt es einen französischen Balkon, allerdings ist die Gaube deutlich kleiner als die im Zimmer der Schwester, so dass es hier ohne weitere Lichtquelle zu dunkel gewesen wäre. Ein zusätzliches Dachfenster sorgt jetzt dafür, dass das Mädchen die Lampen erst in den Abendstunden einschalten muss. „Es war wirklich beeindruckend zu sehen, wie sich der Raum durch das Fenster verändert hat. Es war nicht nur viel heller in dem Zimmer, sondern es entstand ein ganz neues, offenes Raumgefühl“, zeigt sich die Bauherrin begeistert von der Lösung.


Kostencheck
Auch wenn mit der Wahl neuer Holzfenster mit schmalen Profilen, der Farbe des Ziegeldachs und weißen Außenputzflächen grundsätzlich die äußere Optik des Bestandgebäudes bewahrt werden konnte, so wurden die „inneren Werte“ des Hauses umfangreich modernisiert. Neben einer zeitgemäßen Wärmedämmung sorgt nun eine Brennwerttherme für angenehme Temperaturen; in Anbau, Dachgeschoss und allen Bädern erfolgt das durch eine Fußbodenheizung. Da die Familie Wert auf möglichst viel natürliche Materialien legten, sind alle Fenster und Dachfenster, die neuen Böden und die Terrasse aus Holz. Nach dem Kauf des alten Siedlerhäuschens dauerte es 14 Monate, bis die großen und kleinen Bewohner einziehen konnten. Sieben Monate wurde entworfen, getüftelt und die Sanierung geplant, weitere sieben Monate dauerte die Bauphase. Die Erweiterung und Modernisierung kostete etwa 300.000 Euro.
Es hat sich gelohnt. Wir sehen uns mehr als bestätigt, dass wir das Potenzial des alten Hauses nicht unterschätzt haben. Mit mehr Licht durch zusätzliche Dachfenster und leicht geänderten Grundrissen ist das wirklich ein Haus, dass einem Neubau in nichts nachsteht – zudem aber noch den Charakter und die Geschichte eines Bestandgebäudes auf einem natürlichen bewachsenen Grundstück mitbringt“, so das Fazit der glücklichen Bauherrenschaft.



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