Fotos: WeberHaus

Ein Haus mit Garten, in dem die Kinder toben dürfen. So war Sandra Schneider-Frey aufgewachsen und genau diese Freiheit wünschten sie und ihr Mann Frank sich für die eigenen Kinder. Dass die Kinder einmal den genau gleichen Garten Heimat nennen dürfen, hatten sie doch nicht erwartet. Eigentlich hatten sie sich in Sandra Schneider-Freys Schweizer Heimatort nach einem Einfamilienhaus umgesehen – leider ohne Erfolg. Dann kam die zündende Idee: Ein Anbau für das Elternhaus.
Win-Win-Situation
Die Eltern der Bauherrin wohnen in einem gemütlichen hellgelben Zweifamilienhaus aus den 1920ern, mit Erker und grünen Fensterläden. Mit dazu gehört ein – für Schweizer Verhältnisse – großer Garten. Sandra Schneider-Freys Schwester hatte die Gelegenheit schon ergriffen und wohnt ebenfalls im Elternhaus. Die wichtigste Voraussetzung war erfüllt: „Wir verstanden uns schon immer gut mit meinen Eltern und mit meiner Schwester“, erzählt die Bauherrin. Es ist eine Win-Win-Situation für die drei Generationen.
Die Großeltern genießen es, Zeit mit ihren Enkeln zu verbringen und übernehmen gerne die Betreuung, wenn wir mal unterwegs sind.“

Platz da
Der erste Schritt zum neuen Anbau war eine Machbarkeitsstudie. Damit wurde geprüft, ob sich das Grundstück für das Vorhaben eignet. Nicht die Gegebenheiten vor Ort, sondern die Bauauflagen stellten die Familie vor Herausforderungen. Der Anbau durfte eine vorgegebene Breite und Wohnfläche nicht überschreiten. „Wir mussten das Beste aus dem Platz herausholen und clever planen“, erklärt Frank Frey. Das Haus ist nur fünf Meter breit und hat eine Wohnfläche von 103 Quadratmetern. Deshalb bezogen sie den Dachboden des Altbaus mit in ihren Grundrissplan ein. „Sonst wäre der Anbau mit unseren beiden Kindern zu klein gewesen und wir hätten das Vorhaben nicht realisiert“, erinnert sich der Bauherr.
Einfach angedockt
Für den Übergang zum Dachgeschoss mussten der alte und neue Hausteil nahtlos verbunden werden. Eine Herausforderung für den Architekten. „Ursprünglich sollte der Neubau ein Flachdach haben“, sagt Frank Frey. Die Bauordnung machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Sie mussten auf der Straßenseite auf ein Satteldach umsteigen und das Flachdach dahinter versteckt einplanen. In Folge berechneten die Architekten die Gebäudehöhe neu und das Haus schrumpfte etwas. Ein ebenerdiger Durchgang war nicht mehr möglich, doch ein paar Stufen lösten das Problem.
Klein, fein, funktional
Noch teilen sich die beiden Töchter ein Zimmer im Anbau. „Wir planen, dass die Kinder später im Dachgeschoss des Altbaus schlafen“, meint Sandra Schneider-Frey. Zwei große Spielzimmer und ein eigenes Bad mit Dusche warten dort bereits. Das jetzige Kinderzimmer wird dann zum Ankleidezimmer oder Büro für die Eltern. Ihren Grundriss bezeichnet das Paar als „klein, fein, funktional“. Der Wohn-, Ess-, Kochbereich nimmt beinahe das ganze Erdgeschoss ein. „Uns war wichtig, dass wir genug Platz für Gäste haben“, erzählt die Bauherrin. Der Esstisch kommt deshalb im Wintergarten unter. Mehr Sitzplätze am Tisch und mehr Platz für eine gemütliche Couch im Wohnbereich.
Wir haben auf kleinem Raum alles, was wir zum Leben benötigen“, schließt Sandra Schneider-Frey

Kontrastprogramm
Im Gegensatz zu der zartgelben Putzfassade des Altbaus setzte die Baufamilie auf Holz. Einerseits gefiel ihnen die Optik, andererseits wollten sie eine deutliche Abgrenzung zum Altbau schaffen: „Man sollte sehen, dass es sich um ein separates Haus handelt und nicht einfach nur um eine Erweiterung“, meint der Bauherr. Von der Straßenseite aus ist nur das Verbindungsstück mit dem Satteldach zu sehen. Doch zur Gartenseite hin durfte die Familie ihren Flachdachbau umsetzen – mitsamt Dachterrasse. Zum modernen Design gehören große Fensterflächen mit Blick nach draußen ins Grüne. Zwischen Alt- und Neubau ist die große Terrasse schützend eingeschlossen. Hier kommen die drei Generationen zusammen und genießen das Großfamilienleben.
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