Interview: Ist Interior reine Geschmackssache?

Warum ein Moodboard Wohngefühle weckt und Sammelwahn selten Wohlgefühle schafft, weiß Interior-Expertin Eva Brenner.

Redaktion: Rebecca Frick
Fotos: tretford

Eva Brenner ist Dipl.-Ing. für Innenarchitektur und bekannt als Fernsehmoderatorin. Ihre Neugier für andere Länder und Architektur hat sie zur Kollektion „INTERART by Eva Brenner“ inspiriert.

Ist Interior-Design eigentlich reine Geschmackssache? Oder gibt es eine goldene Regel beim
Einrichten?

Grundsätzlich ist es beim Einrichten ähnlich wie beim Kochen. Wie so vieles im Leben ist alles Geschmacksache. Aber ähnlich wie beim Kochen fängt es auch hier mit der Qualität der Zutaten an, sprich mit den verwendeten Materialien, der Auswahl der Farben, Möbel, Raumtextilien, Leuchten und Accessoires. Man sollte nicht wahllos alles mischen, sondern sich idealerweise auf eine Hauptfarbe, zwei Nebenfarben und eine Akzentfarbe beschränken. Letztere bringt den richtigen Kontrast bzw. Würze. Genauso sieht es bei den Materialien aus, auch da am besten bei einer Holzart bzw. Metallart bleiben. Je mehr verschiedene Lichtquellen im Raum, desto schöner kann man unterschiedliche Stimmungen schaffen. Mit Raumtextilien wie Kissen, Teppichen, Vorhängen – oft unterschätzt – schaffen Sie Gemütlichkeit, Wärme und auch Schalldämmung für den Raum.

Mein all-time-Tipp: Erst alle Materialien/Farben zu einer Collage zusammenfügen und schauen, wie alles harmoniert, bevor man sich im Raum verzettelt.

Was inspiriert Sie?

Reisen und jeder Raum, den ich betrete – im Guten wie im Schlechten. Ich achte fast immer darauf, was ist hier toll gelöst, an welcher Stelle hakt es. Das ist wahrscheinlich eine Berufskrankheit. Die schönsten Details oder Raumlösungen werden gleich fotografiert. Gibt es Werkstoffe und Farben, mit denen Sie besonders gern arbeiten? Welche Rolle spielen wohngesunde Materialien? Ich liebe authentische Materialien wie Naturstein, Holz, Kork, Lehm, Leinen, Wolle. Idealerweise handelt es sich um nachwachsende, nachhaltig gewonnene und verarbeitete Rohstoffe. Mein Fokus geht ganz klar immer mehr in Richtung wohngesunde Materialien. Auch wir als Planer haben eine große Verantwortung im Kleinen für die Gesundheit unserer Bauherren und im Großen für unseren Planeten.

Ich liebe authentische Materialien wie Naturstein, Holz, Kork, Lehm, Leinen, Wolle.

Was sind Ihre Basics, wenn es zum Beispiel darum geht, ein Familienwohnzimmer mit Wohlfühlfaktor zu gestalten?

Ordnung ist ganz wichtig, gerade wenn viele Familienmitglieder mit unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen aufeinandertreffen. Ich beobachte oft, dass sich Kinderspielzeug im gesamten Wohnzimmer verteilt und nebenan ist das Home-Office der Mutter. Also erstmal ausmisten und allem einen geschlossenen Stauraum in Form von Kisten, Truhen und Möbeln geben. Und dann sollte der Fokus auf Gemütlichkeit gelegt werden, damit man sich zusammen auch rundum wohlfühlen kann. Dafür eignen sich vor allem Teppiche, Kissen, Poufs oder Vorhänge. Wir haben Lust auf eine wohnliche Veränderung. Klappt das Renovier-Projekt auch mit kleinem Geldbeutel? Wandfarbe – Textilien – Bilder- Leuchten – Pflanzen! In dieser Reihenfolge lässt sich ein Raum in preiswerten Schritten groß verändern.

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