Fotos: Lignotrend / Patrick Möhrle
In Deutschland werden jährlich rund 14.000 Gebäude abgerissen, 53 Prozent des Abfallaufkommens besteht aus Bauschutt. Global gesehen sind mehr Materialien in Bestandsgebäuden verbaut als in Rohstoffen vorhanden. „Der Reiz beim Bauen im Bestand liegt für uns auch darin, Altes wertzuschätzen und es mit neuen Elementen in ein spannendes Verhältnis zu setzen“, sagen Astrid und Gerold Weber. Das gilt auch für die vom Ehepaar erworbene, denkmalgeschützte „Alte Reithalle“. Diese wurde 1946 als Teil der örtlichen Offiziersschule erbaut und stand seit dem Abzug der französischen Streitkräfte in den 1990er Jahren ungenutzt und verlassen leer. Ihre Idee? Das Aussehen der Gebäudehülle nicht zu verändern und neue Gebäudefunktionen wie Wohnen und Arbeiten – in einem Haus-im-Haus-Konzept unterbringen. Gesagt, getan: In der 25 mal 65 Meter großen Halle selbst blieb noch viel Platz für Gewerbe, Gastronomie und Ausstellungen. So ist ein überdachter, wettergeschützter „Marktplatz“ entstanden – er steht den Bürgerinnen und Bürgern von Achern ganzjährig als Treffpunkt zur Verfügung.
„Der Reiz beim Bauen im Bestand liegt für uns auch darin, Altes wertzuschätzen und es mit neuen Elementen in ein spannendes Verhältnis zu setzen“, sagen Astrid und Gerold Weber.

Wohnen in der Box
Insgesamt drei Maisonette-Wohnungen à 160 Quadratmeter Wohnfläche für Familien sowie fünf vermietbare Büroeinheiten hat Architekt Michael Welle in „Holzboxen“ untergebracht, die er in die Halle einstellte. Ohne baulich in die Gebäudehülle einzugreifen, nutzte er die vorhandenen großen Hallentore und Fensteröffnungen im Bestand zur Belichtung und Belüftung – was sich als recht knifflige Entwurfsaufgabe herausstellte: „Wir wollten die Halle nicht mit Funktionen vollstopfen, sondern den historischen Charakter des Gebäudes außen wie innen erlebbar belassen“, erklärt Welle. Außerdem sollte auch in den Büros und Wohnungen der offene Loft-Charakter erkennbar sein. „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ fasst der Architekt die Entwurfsidee zusammen.
„Dass wir Holz einsetzen wollten, war von Anfang an klar. Holz sieht nicht nur einladend aus und wirkt gemütlich, sondern passt auch in unsere Region in der Nachbarschaft des Schwarzwalds. Und: Holzbau hilft beim Klimaschutz. Vor allem, wenn man das Naturmaterial wie hier sehr bewusst einsetzt“, ergänzt Gerold Weber.


So entschied sich Michael Welle beim eingestellten Holzbau für eine wirtschaftliche Mischkonstruktion: Die konventionell errichteten Holzständerwände ergänzte er mit exakt für die Bauaufgabe konfigurierten und materialeffizient konzipierten Brettsperrholz-Deckenbauteilen von Lignotrend. Besonders relevant war bei den neuen Holzboxen in der Reithalle der Schallschutz: Die Geräusche aus der belebten Markthalle mussten von den Büros und Wohnungen gut abgeschirmt werden. Beim Energiekonzept konnten Astrid und Gerold Weber ihre eigene Expertise als Solarunternehmen einbringen. Alle relevanten Elemente werden in der Markthalle offen zur Schau gestellt: das kleine Blockheizkraftwerk mit dem riesigen Warmwasserpufferspeicher, die angeschlossene Pelletheizung und auch das Pellet-Silo. Durch bündig in das neue Dach eingelassene, lichtdurchlässige Photovoltaikelemente wird der Innenraum zusätzlich belichtet.


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